Kriminalmuseum

Wie kann deine Wohnung, dein Haus in Brand geraten, ohne dass ein Brandstifter am Werk war? Oder ohne dass man dich, beim Feuerlegen erwischt?

Hast du einen Tresor zuhause? Wenn ja: Hast du das Gefühl, deine Wertsachen seien dort sicher?

Die Antwort auf diese beiden Fragen kannst du bekommen, wenn du wie ich das Kriminalmuseum in Bern besucht hättest. Oder indem du diesen Text liest und / oder mein Video zu diesem Blog schaust. Für Krimi-Fans ist der Besuch eines Kriminalmuseums ein Muss.

Das Kabinett der Abgründe

So betitelte einmal die Berner Zeitung ihren Bericht über das Museum. Mord, Diebstahl, Erregung öffentlichen Ärgernisses, solche und ähnliche Verbrechen sind im Kriminalmuseum der Kantonspolizei  Bern dokumentiert.

Bild der Berner Zeitung: Diese angsteinflössenden Masken gelangten von den Gesichtern der gefassten Räuber direkt in den Ausstellungsraum.

kein öffentliches Museum.

In erster Linie dient es der Ausbildung von angehenden Polizistinnen und Polizisten. Auf Gesuch hin können Gruppen das Museum besuchen. Die Führung durch einen Spezialisten der Kriminalpolizei gibt Einblick in historische und aktuelle Kriminalfälle im Kanton Bern und zeigt, wie vielfältig Verbrechen sein können, zeigt wie Kriminelle ihre Verbrechen geplant und ausgeführt haben, und wie die Polizei sie überführen konnte.

Rundgang mit einem Führer

In einem Rundgang erfährt man vom Museumsführer was sich in den Fallbeispielen wirklich zugetragen hat. Hinter jedem der Ausstellungsexponate steckt eine spannende Geschichte, sei es Einbruch, Brandstiftung, Betrug, Sexualdelikte, Kapitalverbrechen oder andere Verbrechen. Es ist doch sehr erstaunlich, was im Kanton Bern doch so alles passieren kann und was sich einige (kriminelle) Leute so alles einfallen lassen.

Methoden von früher

Eine erste Kamera, um Kriminelle fotografisch festzuhalten, verfügte noch über kein Zoom-Objektiv. Deshalb musste die kriminell gewordene Person im genau richtigen Abstand zur Kameralinse Platz nehmen und stillhalten. Die Fotos standen dann den Fahndern in einem Handbuch zur Verfügung, ein Art Fächerkatalog oder Nachschlagewerk der Kriminellen. Dort konnte ein Fahnder schnell nachschauen, ob ein Verdächtiger schon einmal straffällig geworden war. Heute hat man dafür das Handy. Der Polizist scannt die Identitätskarte, für eine schnelle Fahndung, ist das sehr praktisch.

Vermessung des Kriminellen

Zunächst hat man 1915 damit begonnen, die Täter zu vermessen. Man hoffte, damit würde er nicht noch einmal straffällig werden, wenn die Polizei seine Messdaten hatte und ihn schnell identifizieren konnte.

Fingerabdrücke – wichtigste Spuren

Kein Rillenprofil auf der Kuppe eines menschlichen Fingers gleicht einem anderen. Im späten 19. Jahrhundert begannen Ermittler diese wissenschaftliche Erkenntnis zu nutzen, um Kriminelle eindeutig zu identifizieren. Am Anfang presste man ihre Daumen erst auf ein Stempelkissen und dann auf ein Blatt Papier. Das Vergrößerungsglas zeigte dann, ob zum Beispiel das Muster mit einem blutigen Abdruck auf einer Tür übereinstimmte.

Fingerabdrücke von Zwillingen

Nach wie vor stützt sich die Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen auf die zuverlässigen herkömmlichen Methoden, wie die Auswertung von Finger-, Ohr- und/oder Schuh- und sonstigen Spuren (Mikrospuren etc.). Jeder Mensch hat einmalige Fingerabdrücke. Einige Zwillinge haben nicht die gleichen Fingerabdrücke. Das gilt jedoch nicht für ihre DNA, denn die ist bei Zwillingen dieselbe.

Digitaler Abgleich

Heute verläuft alles digital. Die Abdrücke werden abgespeichert, im System eingelesen und mit den Datenbanken für Spuren und derjenigen für Personen abgeglichen. Für eine saubere Identifikation braucht es zuerst einmal 12 ganz bestimmte Punkte, die bei Fingerabdrücken übereinstimmen müssen. Auch von der Handfläche wird ein Abdruck genommen, nicht nur von jedem Finger.

96 % der Weltbevölkerung ist nicht erkennungsdienstlich erfasst. Du und ich, wir sind in dieser Zahl enthalten. 😊

Wie ich mich an den Besuch des Kriminalmuseums erinnere …

Kreative Brandstiftung

Ein Ehepaar hat mit einer ausgeklügelten Konstruktion versucht, die Versicherung zu betrügen, indem sie ihr Haus in Brand setzten. Sie haben es geschafft, dass sie nicht zuhause waren, als sie ihr Haus in Flammen aufgehen liessen. Wie war das möglich?

Die Ausgangslage sah so aus: Das Ehepaar hatte sich bei der Renovation ihres Hauses überschuldet. Deshalb kamen sie auf die Idee, ihr Haus anzuzünden.

Die Konstruktion war sehr raffiniert: Eine Uhr, deren Stunden- und Minutenzeiger je mit feinen Drähten an zwei Kugellager verbunden war. Als die Zeiger sich bewegten, fielen nach einer gewissen Zeit die Kugeln hinunter, auf ein Zündhütchen und brennbares Material. Das hat gereicht.

Alibi?

Das Ehepaar war beim Brand – wie geplant – nicht zu Hause. Das Haus brannte vollständig ab. Sie hatten sozusagen ein Alibi. Was ihnen zum Verhängnis wurde: Sie haben das Fotoalbum der Kinder mitgenommen.  Nebst diesem Umstand, den Schulden und dem ganze Drumherum der Tat, haben sich für die Polizei die Zusammenhänge ergeben.

Anhand der Schilderungen des Ehepaares hat die Polizei die Konstruktion nachgebaut. Sie ist im Museum zu sehen.

Tipp

Wir alle haben heute unzählige elektrische Gerät und Kabel aller Art zuhause, die zu einer Gefahr werden können, wenn sie sich entzünden. Unser Museumsführer gab uns einen Rat: Kauft gute Qualität, nicht Billiggeräte oder Billigkabel. Und installiert Brandmelder in eurer Wohnung. Oftmals werden Brandopfer bewusstlos und merken gar nicht, dass es brennt.

Bild: Pistole Marke Eigenbau, Anleitungen zum Bombenbau

Tresor zuhause

Die ausgestellten Exemplare von Tresoren im Museum waren entweder kalt aufgebrochen worden, mit verschiedenen Messern, oder mit Schneidbrenner, mit Körpergewicht, sogar mit einem Trafo. Winkelschneider kommen am häufigsten zum Einsatz. Deshalb rät unsere Museumsführer: Kauft euren Tresor nicht im Hobbymarkt. Der bietet nur schlechte Qualität, die Tresore sehen schwer aus.

Wichtig ist eine gute Wandung. Die Füllung der Tresore ist oft teils nur aus Sand, manche haben Steinwolle, das brennt zwar nicht. Die guten Tresore haben aber eine Wandung aus Betongemisch. Die Verriegelung sollte von allen vier Seiten ausgehen, das Scharnier innen liegen. Außerdem sollte der Tresor verankert sein, damit man ihn nicht einfach abtransportieren kann.

Virtueller Tatort

Die dreidimensionale Erfassung eines Tatorts gehört schon seit ein paar Jahren zum Berner Polizeialltag. Schon seit längerem werden Tatorte digital mit verschiedenen Scannern vermessen. Mehr zu diesem Thema konnten unsere Gruppe nicht mehr erfahren, denn die nächste Führung stand an.

Bild: Mit einer VR-Brille können Spezialisten und Zeugen einen Tatort virtuell besichtigen.