Vorlesetag 2023

Schweizer Vorlesetag

Am 24. Mai wird in der ganzen Schweiz vorgelesen – zum sechsten Mal – an vielen Orten und in vielen unterschiedlichen Sprachen. Alle, die Freude am Vorlesen haben, sind eingeladen, Kindern und Jugendlichen vorzulesen und mit einer eigenen Vorleseaktion Lesefreude zu wecken, zu Hause, in der Schule, in der Bibliothek oder sonst wo.

An meinem Wohnort Brig wird zwischen 13.30 Uhr und 16.00 Uhr vorgelesen. In der Mediathek an der Schlossstrasse 30 liest ein Polizist, eine Politikerin, eine Märchenerzählerin und viele andere vor. Für 3- bis 10-Jährige. 

Wallis für Anfänger

Da alle, die Freude am Vorlesen haben, eingeladen sind, mitzumachen, bin ich auch dabei. Meine Vorlese-Zielgruppe ist aber eine ganz andere.

Du gehörst dazu: erwachsen, gebildet, offen für Neues, mit einem breiten Interessenspektrum. Ich mache mit und lese Auszüge aus dem Buch «Das Wallis für Anfänger» von Claudia Schnieper, Mythen, Klischees und sanfte Irritationen – eine Entdeckungsreise.

eine Entdeckungsreise

Das Vorlesen öffnet die Tür in die Welt der Literatur, der Fantasie, der Entdeckung neuen Wissens. Ich nehme dich mit auf eine Entdeckungsreise in meine Heimat, ins Wallis, genauer gesagt ins Oberwallis, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Wir schauen dabei in die Vergangenheit und Gegenwart dieses rauen Landstriches im Süden der Schweiz.

wie ich lesen lernte

Zuerst aber erzähle ich dir, wie ich zum Lesen kam. Meine Mutter brachte es mir mit sechs Jahren bei, bevor ich zur Schule ging; einen Kindergarten in unserem kleinen Bergdorf gab es damals nicht. Mit einem alten Lesebuch, das schon ziemlich lädiert aussah, lernte sie mich lesen. Der erste Buchstabe, den ich lernte, war N und das erste Worte auf der ersten Seite das Wort Nuss. Ich sehe das Bild der Nüsse dazu noch heute vor mir.

die erste Bibliothek

Sobald ich Lesen konnte, fing ich an, alles zu lesen, was ich in die Finger kriegen konnte. An unserem damaligen Wohnort wurde eine kleine Bibliothek eröffnet. Ich war begeistert. Bald war ich dort Stammkundin. Die Bibliothekarin legte mit der Zeit Bücher für mich beiseite, die ich in meinem Alter noch nicht hätte lesen dürfen. Mir öffneten sich ungeahnte Welten, die ich ohne Lektüre nie entdeckt hätte.

Ich war überzeugt, alles, was man gelesen hat, formt den Geist, die eigene Bildung, das Wissen. Ich bin noch heute froh, dass ich zur Leseratte wurde. Keine Ahnung, wie viele Bücher es bis heute waren, die ich gelesen habe. Wahrscheinlich würden sie eine Dorfbibliothek füllen.

Diese unzähligen von mir gelesenen Bücher in meinem Kopf, sie haben mir geholfen, Krimis zu schreiben. Meine Fantasie und Kreativität taten das ihre dazu bei, dass ich Geschichten auf Papier bringen konnte, das heisst über die Tastatur auf meinem Schreibtisch natürlich. Ich bin zur Schreibtischtäterin geworden, begehe Morde, ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden. Oder wenn, dann nur von Leserinnen und Lesern.

Was ist der Schweizer Vorlesetag?

Initiiert ist der Schweizer Vorlesetag vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM in Kooperation mit 20 Minuten sowie weiteren Partnerorganisationen. Denn Vorlesen ist die einfachste und wirksamste Form der Leseförderung. Kinder, denen täglich vorgelesen wird, verfügen über einen grösseren Wortschatz und lernen leichter lesen und schreiben als Gleichaltrige ohne Vorleseerfahrung. Sie entwickeln einen positiven Bezug zum Lesen und greifen später mit mehr Freude zu Büchern, Zeitungen oder E-Books und haben somit auch bessere Chancen auf einen erfolgreichen Bildungsweg.

Walliserdeutsch – eine Sprache für sich

die fünfte Landessprache in der Schweiz

Das Walliserdeutsch ist die eigentliche fünfte Landessprache der Schweiz. Ihre Wurzeln liegen im Mittelalter. Sie wird im Oberwallis zwischen Furka und Pfynwald (Sierre) gesprochen. Es ist aber kein einheitlicher Dialekt. Mehr dazu im Video:

mein Interview mit einem Spezialisten für Walliserdeutsch

Im engen Talkessel des Wallis erhielt sich diese alte europäische Sprache bis in die Gegenwart. Für viele ist sie eine schwer verständliches Deutsch.

Das Gedicht

Das belegt folgende Episode: Mitte-Fraktionschef Philipp Mathias Bregy trug ein Gedicht auf Mundart (Walliserdeutsch) im Nationalratssaal vor – verstanden hatte niemand etwas davon. Damit wurde den Nationalräten klar, warum es keine gute Idee wäre, den Ratsbetrieb auf Dialekt umzustellen.

Das Walliserdeutsch hat sich durch den Einfluss der französisch- und italienischsprachigen Nachbarn im Laufe der Zeit verändert, wurde ein wenig schneller, weicher, melodiöser. Die Auslandwallisern, die vor gut hundert Jahren nach Amerika auszogen, behielten ihre alte Sprache.

Heute sind es gut 80’000 Oberwalliser, die zwischen Siders und Oberwald eine selbständige, auch schriftlich vorliegende Sprache praktizieren. Das Walliserdeutsch nimmt laufend neue Begriffe auf und bleibt daher höchst lebendig.

Besiedlung des Wallis durch die Alemannen:

Schon nach dem Mittag ist Abend

Bis zur Mittagsstunde sagen die Walliser zur Begrüssung «Güäten Taag», nach zwölf Uhr mittags grüsst man mit «Güäten Abend», was in den Ohren von Nichtwallisern etwas exotisch klingt. Dazu gibt es zwei Erklärungstheorien. Die eine besagt, dass es sich vermutlich um den Wunsch handelt, sich auf den näher rückenden Abend zu freuen, wenn die strengere Hälfte des Tages vorüber ist. In einer anderen Version handelt es sich um die subtile Botschaft, dass der Aperitif nähherrückt.

in Fernsehen & Radio

In den letzten Jahren haben die Oberwalliser das Deutschschweizer Fernsehen und das Radio im Sturm erobert, nicht zuletzt dank dem herben Charme ihrer prägnanten Sprache. Das Walliserdeutsch ist melodiös, vertraut und fremdartig zugleich.

Das Walliserdeutsch ist wie das Matterhorn und das Raclette ein Markenzeichen geworden.

Grüezini

Nicht immer werden die Oberwalliser von den Grüezini verstanden (gemeint sind die Bewohner nördlich des Wallis, die Deutschschweizer). Das macht den Oberwallisern Mühe. Doch wer könnte es einem «Üsserschwiizer» oder Grüezeni» ernstlich verdenken, dass er bei Ausdrücken wie Hopschil (Frosch), Langsi und Üstag (Frühling), Pfiffolter (Schmetterling) oder ämbrüüf (hinauf) und ämbri (hinab) die Waffen streckt.

In der Oberwalliser Sprachlandschaft gibt es grosse regionale, so sogar kommunale Unterschiede. So kann es vorkommen, dass es für ein und dasselbe Wort mehrere Ausdrücke gibt, je nach Tal oder Region.

Walliserdeutsch ist nicht gleich Walliserdeutsch. Wie tönt es in welchem Seitental? Und welche Wörter gibt es nur im Wallis? Kannst du die Quizfragen von SRF richtig beantworten?

Klicke auf den folgenden Link und teste dein Wissen im Quiz von SRF!

https://www.srf.ch/radio-srf-1/mundart/walliser-dialektratis-walliserdeutsch-testen-sie-ihr-wissen-im-quiz

Tschugger – die Polizisten-Serie von SRF

Die Serie «Tschugger» erzählt die Geschichte von Bax & Co. Im Spannungsfeld zwischen gemütlicher Langeweile, Dorffest-Charme und Action. Im Zentrum steht eine Zentrale der Walliser Kantonspolizei.

Die Dialekt-Krimi-Serie musste untertitelt werden, weil die Deutschschweizer Zuschauer nicht verstanden, was die Walliser Schauspieler in ihrem exotischen Dialekt von sich gaben. Für «Üsserschwiizer» ist es tatsächlich schwierig, Walliserinnen und Walliser zu verstehen.

Mein Casting für «Tschugger»

Für die zweite Staffel wurde ich am 9. August 2020 per Mail zum Casting eingeladen. Auf der Bühne des Kellertheaters Brig sollte ich verschiedene Rollen spielen, in erster Linie eine Yoga-Stunde für Schwangere leiten. Das Casting dauerte rund 25 Minuten und wurde von Johannes Raphaël Millius und Michael Kyburz (Shining Film) durchgeführt.

Ich musste nichts Spezielles mitbringen oder anziehen. Das Casting wurde für das Produktionsteam aufgezeichnet. Später entschied die Produktionsfirma, wer für einen Recall eingeladen wurde und wer nicht. Die Regie entschied sich bei meiner vorgesehenen Rolle für eine andere Kandidatin. Trotzdem: Das Casting hat mir viel Spass gemacht. Ende August erhielt ich dann die folgende Einladung für eine Statistenrolle:

Radio – zum Reinhören

Im Radio gab es kürzlich einen tollen Beitrag zum Walliserdialekt in der Sendung Mundart / Dialekt-Ratis.

https://brigitta-winkelried.com/wp-content/uploads/2023/05/Dini-Mundart_07-04-2023-0600.1680786730543.mp3

Machen Kleider Kommissare?

Wie sieht es modisch bei den «Tatort»-Kommissaren aus?

Als modebewusster Mensch wird man beim «Tatort»-Schauen nicht gerade beglückt. Die Kommissare tragen wohl wegen der Wiedererkennbarkeit immer die gleichen Kleidungsstücke. Man traut den Zuschauern anscheinend nicht zu, die Hauptfiguren des «Tatorts» einfach am Gesicht wiederzuerkennen. Viele der Kleider im «Tatort» sind von einer Eintönigkeit, als ob die Verantwortlichen den Kommissaren eine Garderobe mit möglichst wenig Teilen auf den Leib geschneidert hätten. Felix Murot, der LKA-Ermittler aus Wiesbaden, zum Beispiel besitzt anscheinend nur einen einzigen Anzug.

Es hat Tradition, Kommissare oder Privatdetektive für Film- und Fernsehen-Serien immer gleich anzuziehen. Drei Ermittler von früher belegen dies. Sherlock Holmes trug immer Cape und Kappe, Columbo einen zerknautschten Trenchcoat und Magnum Hawaiihemden.

Quelle: SRF

Anhand der Kleider-Ausstattung der Kommissare kann man oft schon erkennen, ob man es eher mit einem feingeistigen oder eher mit einem draufgängerischen Kommissar zu tun hat. Kommissarinnen in Blusen und Kommissare in Anzügen sind eher Kopfmenschen. Und was sind es für Kommissare, die in knittrigen Jacken oder sogar nur in einem T-Shirt herumlaufen und so aussehen, als hätten sie darin geschlafen?

Was sage ich, drei Frauen und ein modebewusster Mann dazu?

Die Kostüme kontrastieren meist genau wie die prinzipiell verschiedenen Charaktere der Zweier-Teams. Max Ballauf in Leder und T-Shirt (links im Bild) wird durch Freddy Schenk in massgeschneiderten Anzügen ergänzt. («Tatort Köln»)

Quelle: ARD

Draufgängerin Lena Odentahl tritt in ihrer schwarzen Lederjacke auf, während Johanna Stern, ihre Kollegin, ihr im knöchellangen Wollmantel in Hellgrau zur Seite eilt. Lederjacken scheinen unentbehrlich für jene Charaktere zu sein, die harte Knochen sind. Lena Odenthal kombiniert gerne Cashmere Pullover zur Lederjacke; ob dies ihr weiches Herz versinnbildlicht? («Tatort Ludwigshafen»)

Quelle: Digialfernsehen

Auffällig, wie selten Jacken oder Mäntel in einer «Tatort-Folge» ausgezogen werden. Nicht einmal im Büro werden diese kaum abgelegt. Man hat das Gefühl, die Ermittler seien allzeit bereit. Während einer «Tatort»-Folge wird die Kleidung nicht allzu oft gewechselt. Immer wieder müssen die Ermittler sich einmal eine Nacht um die Ohren schlagen. Trägt man dann wirklich am nächsten Tag nochmals das gleiche Outfit?

Der schmuddelig-braune Parka von Hauptkommissar Peter Faber («Tatort Dortmund») ist seine zweite Haut. Wie länge hält Fabers Parka noch durch, kann man sich fragen.

Professor Boerne («Tatort Münster») fährt nicht nur luxuriöse Sportwagen, er ist auch stets elegant gekleidet. Seine Fans lieben seine unterhaltsamen Kommentare und seinen unverkennbaren Look: dunkler, massgeschneiderter Anzug, markante Brille.

Fazit: Der Kleiderschrank der «Tatort»-Kommissare sieht wohl gähnend leer aus. Dafür wurden viele der Kommissare zu Stilikonen, wie sie die Zuschauerinnen und Zuschauer lieben. 😊

In der echten Welt haben die wenigsten Menschen ausnahmslos unterschiedliche Sachen im Schrank. Hat man sich für einen eigenen Stil entschieden, kauft man sich immer wieder das Gleiche in ähnlichen Farben.

Wie sieht es in deinem Kleiderschrank aus? Mistest du regelmässig aus? Schreibe einen Kommentar.

Warum sind skandinavische Krimis so erfolgreich?

Krimis aus Schweden, Norwegen, Dänemark, Finnland oder Island gehen unter die Haut.

Sie sind nicht zimperlich mit Beschreibungen grausamer Gewaltverbrechen. Sie gehen unter die Haut und versetzen die Leser in Angst und Schrecken.

Am Ende dieses Beitrages findest du ein Video.

Nichts für schwache Nerven

Die Leserinnen und Leser dieser Krimis geben offen zu, dass sie es geniessen, möglichst detailliert über Grausamkeiten zu lesen, die den Opfern zugefügt werden. Je blutiger und grausamer die Krimis sind, umso lieber mögen sie sie.

Man kann sich fragen, warum gerade die nordischen Krimis so brutal sind. Manche meinen, das sei wegen der hohen Lebensqualität in den nordischen Staaten. Dagegen lässt sich sagen, dass viele amerikanischen Krimis viel brutaler sind.

Kaputte Helden

Je kaputter der Kommissar, je gebrochener er ist, um so genialer sind seine Methoden, die Morde aufzuklären. Dass es mehrere Morde sein müssen, versteht sich bei skandinavischen Krimis von selbst, denn oft sind es Serientäter, die reihum ihre Opfer suchen, oft in den Reihen der Polizei oder der Täter ist gleich selber ein Polizist.

Wie kommen die Autoren auf solch düstere Ideen? Die nordischen Länder scheinen doch ein Paradies auf Erden zu sein. Sie haben weltweit den besten Lebensstandard, Studien zufolge leben die Einwohner am glücklichsten auf Erden. Lassen sich Verbrechen unter dieser Oberfläche umso schauervoller aufbrechen? Das Böse lauert in diesen Krimis dicht unter der paradiesischen Oberfläche.

idyllische Landschaften

Die idyllischen Landschaften in den nordischen Ländern scheinen anregend auf die Fantasie der Autoren zu wirken, sie scheinen aber auch die Leser zu fesseln. Vor ihrem beschaulichen Hintergrund wirken Verbrechen doppelt düster, ein grausamer Mord noch brutaler, noch erschreckender. Dieser Kontrast erhöht die Faszination für die nordischen Krimis.

beliebte Hauptfiguren

Der Erfolg der nordischen Krimis gründet aber auch auf der Beliebtheit der Kommissare. Es sind besondere Charaktere. Kommissare mit Schwächen und Problemen. Sie leiden, haben Probleme in der Beziehung, sind einsam. Oft verkörpern sie eher den Aussenseiter als den Super-Helden, der alles kann. Je kaputter der Typ ist, um so genialer sind seine Ermittlungsmethoden. Mutig stellt er sich dem Bösen in der Welt entgegen, obwohl er gebrochen vom Schicksal am Ende ist.

psychisch kranke Autoren?

Wer Krimis skandinavischer Autoren liest, hat manchmal das Gefühl, dass nicht nur die Protagonisten im Krimi psychisch krank seien, sondern auch die Autoren selbst. Man bekommt beim Lesen das Gefühl, sie würden sich an den Grausamkeiten, an der masslosen Gewalt erfreuen, die sie beschreiben, Heisst das, dass die Autoren krank sind und die Leser gleich mit?

Nein, die Autoren benutzen Gewalt, um Spannung zu erzeugen. Um zu zeigen, zu was Menschen fähig sind.

Jeder von uns trägt die Fähigkeit zur Grausamkeit in sich. Menschen können völlig unberechenbar sein. Oft sind es die Umstände, die einen Menschen zum Mörder oder zum Opfer machen. Nur kann man schwer voraussagen, wer zum Mörder oder wer zum Opfer wird. Es gibt Menschen, die geniessen die Gewalt, die sie auf andere ausüben.

Ein Krimi darf alles

Leserinnen und Leser von Krimis sind fasziniert vom Bösen und Abgründigen. Es geht um das Erleben von Schauer und Schrecken, indem sie Zeuge eines Verbrechens werden.

Krimis, die ich gelesen habe

Ich mag keine Krimis, die brutal sind. Krimis, in denen mit extrem ausgefeilten Methoden Menschen umgebracht werden. Ich mag auch keine Hauptfigur, die ihr Leben nicht im Griff hat, die alkoholkranke und asozial ist. In der Realität ist Polizeiarbeit immer Teamarbeit. In Wirklichkeit gibt es keine Super-Cops. Es sind Leute wie du und ich, die ihren Job machen. Superhelden gibt es nicht.

Als Krimiautorin habe ich einige skandinavische Krimis gelesen, um einen Eindruck von ihnen zu bekommen. Da ich selber Krimis schreibe, muss ich wissen, wie es auf dem Markt für Krimis aussieht, wie er sich entwickelt. Ich muss mich in meinem Genre auskennen.

Blick in mein Büchergestell

Viele der Krimis sind extrem gut geschrieben

Sie heben sich vom Grossteil der Krimiliteratur ab:

Jo Nesbø

Harry Hole, der Serienheld in Jo Nesbos Krimis, ist für mich zum Beispiel als Figur eher unglaubwürdig. Wenn jemand alkoholkrank ist wie Harry Hole, kann man körperlich unmöglich völlig durchtrainiert sein, um aus nahezu ausweglosen Situationen entkommen zu können. Das geschieht in jedem Roman mehrmals. Das macht aus dem kaputten Menschen Harry Hole einen genialen Superhelden.

Yrsa Sigurdartottir

Bei Yrsa Sigurdartottir, der isländischen Krimiautorin mag ich, wie sie dem Leser Einblick in die Sorgen und Nöte der Protagonisten gibt. Brutal sind ihre Mordfälle aber auch.

Leif G. W. Persson

Leif PW Persson zeigt die Protagonisten mit all ihren Schwächen, Problemen, ihrer Inkompetenz, ihren Intrigen, ihrer Korruptheit. Eine seiner Serienfiguren, Evard Bäckström, lässt die anderen für sich arbeiten. Er ist klein, dick und primitiv. In der Krimiserie mit dem gleichen Namen in der ARD-Mediathek sieht Bäckström viel besser aus als er im Buch beschrieben wird. Ich denke, damit sollte er für das Fernsehpublikum attraktiver sein.

Skandinavische Krimiautoren, von denen ich Krimis gelesen habe:

Laufzeit 5 Min.

Welche Erfahrungen hast du mit skandinavischen Krimis gemacht?

Schreib mir einen Kommentar.

Wer liest was und von wem?

Jedes Jahr erscheinen 100’000 Bücher auf dem deutschsprachigen Buchmarkt. Auf welchen verschlungenen Pfaden kommen die Bücher zu dir, liebe Leserin, lieber Leser? Was braucht es, damit du ein Buch im Laden kaufen kannst?

Etwas schon mal vorweg: Es braucht viel, sehr viel, bis ein Buch gekauft werden kann, sei es in einem Buchladen oder im Online-Shop.

Interviews, Fakten und Zahlen zur Welt der Bücher

[Eine Frau, die ich interviewt habe, liest vor allem am Swimmingpool. Sie sagt aber nicht, wo denn dieser ist. Ich verrate es hier: Im Sommer betreibt sie mit einer Kollegin zusammen ein Bed & Breakfeast im Piemont. (piazza31) und hat dort Zeit zum Lesen, wenn die Gäste Ausflüge machen.]

Das Manuskript ist fertig – was nun?

Fangen wir mal bei der Autorin, dem Autor an. Nehmen wir an, eine Autorin hat ihr Manuskript fertig überarbeitet. Sie schickt es einem Verlag. Vielleicht weiss sie nicht, dass die Verlage – vor allem die grossen Publikumsverlage – von unverlangten Manuskripten überschwemmt werden. Nur 0,0002 % der unverlangt eingesandten Manuskripte werden von einem Verlag angenommen und publiziert. Das hat mit der grossen Anzahl an Autoren und der abnehmenden Zahl an Leserinnen und Lesern zu tun. Immer mehr Freizeitangebote konkurrenzieren die Lesefreudigkeit. An Schulen wird zudem weniger gelesen.

Verlage

Die Publikumsverlage haben die grossen Autoren unter Vertrag. Das garantiert Umsatz. Verlage müssen rentieren, sind aber eher gering profitabel. Sie können sich Flops nicht leisten.

Die Penguin Random House Verlagsgruppe zum Beispiel ist das grösste Verlagshaus und umfasst 40 Verlage. Einer davon, der Blanvalet Verlag, gibt zum Beispiel den Krimi der Schweizer Krimiautorin Christine Brand heraus.

Lektorat

Nehmen wir an, unsere Autorin hat Glück und bekommt einen Verlagsvertrag.  Der Lektor des Verlags nimmt die Geschichte der Autorin auseinander. Das Manuskript büsst einen Drittel seines Inhalts ein. Das heisst, unsere Autorin hat gegen hundert Seiten umsonst geschrieben. Doch sie ist froh, dass ihr Buch bei einem renommierten Verlag erscheint.

Jetzt braucht das Buch ein Cover. Der Buchsatz muss erstellt werden. Ein letztes Mal liest die Autorin die Druckfahnen ihres Werkes intensiv durch. Sind noch Fehler enthalten, die dem Lektorat entgangen sind? Danach kann das Buch gedruckt werden. Bereits sind mehrere Monate verstrichen.

Zwischenhandel

Das Buch wird bald den Buchhändlern vorgestellt und in die Buchläden gebracht werden. Doch bis es in den Regalen und Auslagen der Buchläden steht, braucht es Dienstleister für die Verlagsauslieferung. Bei über 90 % der Bücher kommt jetzt der Zwischenhandel ins Spiel. In der Schweiz zeichnet sich das Buchzentrum dafür verantwortlich. Es ist eine Genossenschaft aller Buchhandlungen in der Schweiz. Wenn das Buchzentrum das Buch an Lager nimmt, ist es automatisch in allen Online-Shops gelistet, auch beim Buchzwischenhändler libri in Deutschland.

eBook

7 bis 8 % der verkauften Bücher sind eBooks. Doch das Buch stirbt nicht aus. Kinobesuche und Bücher sind schon oft totgesagt worden und doch gibt es sie immer noch. Das eBook hat die grossen Erwartungen, die es einst auslöste, nicht erfüllt.

Cross-Channel

Es gibt auch Mischformen zwischen stationärem und Online Handel. Kunden können zum Beispiel im Online-Shop eines Buchhändlers das bestellte Buch im Laden abholen. Wenn einem das Buch nicht gefällt, muss man es nicht kaufen. Das ist attraktiver für die Leser als das Buch per Post zurückzuschicken.

Zahlen

2022 erzielte der Deutschschweizer Buchmarkt einen Gesamtumsatz von CHF 575 Mio. Das entspricht einem Rückgang von 1,9 % gegenüber dem Vorjahr. Zirka ein Viertel der Bevölkerung liest häufig, also 13 und mehr Bücher pro Jahr. 60 % sind Frauen, 40 % Männer. Der Durchschnittspreis eines Buches betrug 2022 CHF 22.-, ein Jahr zuvor waren es CHF 21.-.

Buchmarkt-Daten von GfK Entertainment, SBVV Zürich, Februar 2023

Kriminalromane

Krimis sind wie Aperol Spritz für die Wirte: Hohe Marge – mehr Umsatz. Die Nachfrage nach Krimis ist ungebrochen. Nach Ratgeber-Bücher und anderen Romanen stehen Krimis schon an dritter Stelle.

KrimiDinner

Ich war die Mutter eines Mörders. Wie das kam, erzähle ich dir gleich.

Schon seit einer Weile erfreuen sich KrimiDinner größerer Beliebtheit. Dabei handelt es sich um eine Art Rollenspiel, bei der alle Anwesenden bestimmte Figuren in einer Geschichte übernehmen und gemeinsam einen Mord lösen müssen, den einer in der Runde begangen hat. Im Freundeskreis macht das viel Spaß.

Laufzeit: 6:22 Minuten

Geburtstagsgeschenk

Zum Geburtstag habe ich meinem Mann einen Gutschein für ein KrimiDinner geschenkt. Das war letzten September. Danach habe ich die Sache vergessen, bis ich Anfang Februar in meinem Terminkalender den Eintrag für das Dinner gesehen habe. Wir sind hingegangen ohne zu wissen, was ein KrimiDinner eigentlich ist oder wie es abläuft. Wir waren hungrig und es verstrich eine Weile, bis es losging. Unversehens erschienen die Schauspieler auf der Bildfläche und legten gleich los. Ich war begeistert. Viele lachten ob den skurrilen Personen, die da auftraten.

Rollenkarte

Schon bald bekam jeder Gast eine Karte mit seiner Rolle. Würde ich eine der verdächtigen Personen sein? Ich las den Text auf der Karte, auf der der Name Trudi von Allmen stand und welche Rolle ich hatte. Ich war eine dominante Mutter eines Sohnes, der ständig Frauen nachhause brachte, die ihr nicht passten. Aha, dachte ich, es war möglich, dass ich meinen Sohn umbringen würde. 😊 Ich war gespannt.

Dinner plus Krimi

Bei einem DinnerKrimi in einem Restaurant erlebt man kulinarische Köstlichkeiten in gemütlicher Runde. Ein paar zwielichtige Personen, die ihr Unwesen treiben und plötzlich gehören Mord und Totschlag dazu. Versüßt wird ein solcher Abend durch eine gehörige Portion Humor und natürlich einem feinen Essen, währenddessen man in eine spannende Mordgeschichte eingebunden wird, bei der man selber zum Detektiv werden kann. Theater und Essen wechseln sich ab, damit man sich jeweils auf den Krimi oder das Essen konzentrieren kann.

Unser KrimiDinner lief unter dem Titel:

«Singles morden selten»

Bei einem Workshop der Partneragentur PP&P (Partneragentur Papp Papp & Partner) lernen Singles von erfahrenen Pärchen, wie sie ihren Beziehungsstatus auf Social Media möglichst schnell ändern können. Doch bald wird klar,  dass die ach so «harmonischen Beziehungen» auf wackligen Beinen stehen, denn Marianne, die glücklich verheiratete Expertin für Ehefragen, wird von ihrem Mann Robert ermordet. Der Täter kann sofort in Gewahrsam genommen werden, aber das Morden geht trotzdem munter weiter. Ist Robert doch unschuldig? Der Workshop gerät aus den Fugen und plötzlich können die Singles den Pärchen nicht mehr trauen und umgekehrt.

Alle Gäste waren Teil dieses Workshops und standen selbst unter Mordverdacht. 😊 Am Ende war ich die Mutter eines Mörders. Nie hätte ich gedacht, dass mein lieber Sohn zu so etwas fähig wäre.

Die wenigen Fotos in diesem Beitrag habe ich von unserem Tisch ausgemacht, zeigen aber trotzdem etwas von der Atmosphäre an diesem Abend.

KrimiDinner im «Tatort»

Am 26. Dezember strahlte die ARD einen Tatort aus, der ein KrimiDinner zum Thema hatte. Der Titel dieser speziellen Ausgabe, die in einem Schloss spielt lautet: «Mord unter Misteln» Und kann noch immer in der ARD Mediathek abgerufen werden.

Leitmayr und Batic haben sich von Kalli breitschlagen lassen, an einem Krimidinner im Kreise der Kollegen teilzunehmen – und nun sollen sie als Detective Chief Inspector Francis Lightmyer und als Detective Constable Ivor Partridge den Mörder in einem englischen Herrenhaus finden. Je tiefer die beiden eindringen in das Geflecht aus Geheimnissen und Lügen, das Beckford Hall umgibt, desto mehr begreifen sie: Bei diesem Dinner wird ein doppeltes Spiel mit ihnen gespielt.

Kriminalmuseum

Wie kann deine Wohnung, dein Haus in Brand geraten, ohne dass ein Brandstifter am Werk war? Oder ohne dass man dich, beim Feuerlegen erwischt?

Hast du einen Tresor zuhause? Wenn ja: Hast du das Gefühl, deine Wertsachen seien dort sicher?

Die Antwort auf diese beiden Fragen kannst du bekommen, wenn du wie ich das Kriminalmuseum in Bern besucht hättest. Oder indem du diesen Text liest und / oder mein Video zu diesem Blog schaust. Für Krimi-Fans ist der Besuch eines Kriminalmuseums ein Muss.

Das Kabinett der Abgründe

So betitelte einmal die Berner Zeitung ihren Bericht über das Museum. Mord, Diebstahl, Erregung öffentlichen Ärgernisses, solche und ähnliche Verbrechen sind im Kriminalmuseum der Kantonspolizei  Bern dokumentiert.

Bild der Berner Zeitung: Diese angsteinflössenden Masken gelangten von den Gesichtern der gefassten Räuber direkt in den Ausstellungsraum.

kein öffentliches Museum.

In erster Linie dient es der Ausbildung von angehenden Polizistinnen und Polizisten. Auf Gesuch hin können Gruppen das Museum besuchen. Die Führung durch einen Spezialisten der Kriminalpolizei gibt Einblick in historische und aktuelle Kriminalfälle im Kanton Bern und zeigt, wie vielfältig Verbrechen sein können, zeigt wie Kriminelle ihre Verbrechen geplant und ausgeführt haben, und wie die Polizei sie überführen konnte.

Rundgang mit einem Führer

In einem Rundgang erfährt man vom Museumsführer was sich in den Fallbeispielen wirklich zugetragen hat. Hinter jedem der Ausstellungsexponate steckt eine spannende Geschichte, sei es Einbruch, Brandstiftung, Betrug, Sexualdelikte, Kapitalverbrechen oder andere Verbrechen. Es ist doch sehr erstaunlich, was im Kanton Bern doch so alles passieren kann und was sich einige (kriminelle) Leute so alles einfallen lassen.

Methoden von früher

Eine erste Kamera, um Kriminelle fotografisch festzuhalten, verfügte noch über kein Zoom-Objektiv. Deshalb musste die kriminell gewordene Person im genau richtigen Abstand zur Kameralinse Platz nehmen und stillhalten. Die Fotos standen dann den Fahndern in einem Handbuch zur Verfügung, ein Art Fächerkatalog oder Nachschlagewerk der Kriminellen. Dort konnte ein Fahnder schnell nachschauen, ob ein Verdächtiger schon einmal straffällig geworden war. Heute hat man dafür das Handy. Der Polizist scannt die Identitätskarte, für eine schnelle Fahndung, ist das sehr praktisch.

Vermessung des Kriminellen

Zunächst hat man 1915 damit begonnen, die Täter zu vermessen. Man hoffte, damit würde er nicht noch einmal straffällig werden, wenn die Polizei seine Messdaten hatte und ihn schnell identifizieren konnte.

Fingerabdrücke – wichtigste Spuren

Kein Rillenprofil auf der Kuppe eines menschlichen Fingers gleicht einem anderen. Im späten 19. Jahrhundert begannen Ermittler diese wissenschaftliche Erkenntnis zu nutzen, um Kriminelle eindeutig zu identifizieren. Am Anfang presste man ihre Daumen erst auf ein Stempelkissen und dann auf ein Blatt Papier. Das Vergrößerungsglas zeigte dann, ob zum Beispiel das Muster mit einem blutigen Abdruck auf einer Tür übereinstimmte.

Fingerabdrücke von Zwillingen

Nach wie vor stützt sich die Polizei bei der Aufklärung von Verbrechen auf die zuverlässigen herkömmlichen Methoden, wie die Auswertung von Finger-, Ohr- und/oder Schuh- und sonstigen Spuren (Mikrospuren etc.). Jeder Mensch hat einmalige Fingerabdrücke. Einige Zwillinge haben nicht die gleichen Fingerabdrücke. Das gilt jedoch nicht für ihre DNA, denn die ist bei Zwillingen dieselbe.

Digitaler Abgleich

Heute verläuft alles digital. Die Abdrücke werden abgespeichert, im System eingelesen und mit den Datenbanken für Spuren und derjenigen für Personen abgeglichen. Für eine saubere Identifikation braucht es zuerst einmal 12 ganz bestimmte Punkte, die bei Fingerabdrücken übereinstimmen müssen. Auch von der Handfläche wird ein Abdruck genommen, nicht nur von jedem Finger.

96 % der Weltbevölkerung ist nicht erkennungsdienstlich erfasst. Du und ich, wir sind in dieser Zahl enthalten. 😊

Wie ich mich an den Besuch des Kriminalmuseums erinnere …

Kreative Brandstiftung

Ein Ehepaar hat mit einer ausgeklügelten Konstruktion versucht, die Versicherung zu betrügen, indem sie ihr Haus in Brand setzten. Sie haben es geschafft, dass sie nicht zuhause waren, als sie ihr Haus in Flammen aufgehen liessen. Wie war das möglich?

Die Ausgangslage sah so aus: Das Ehepaar hatte sich bei der Renovation ihres Hauses überschuldet. Deshalb kamen sie auf die Idee, ihr Haus anzuzünden.

Die Konstruktion war sehr raffiniert: Eine Uhr, deren Stunden- und Minutenzeiger je mit feinen Drähten an zwei Kugellager verbunden war. Als die Zeiger sich bewegten, fielen nach einer gewissen Zeit die Kugeln hinunter, auf ein Zündhütchen und brennbares Material. Das hat gereicht.

Alibi?

Das Ehepaar war beim Brand – wie geplant – nicht zu Hause. Das Haus brannte vollständig ab. Sie hatten sozusagen ein Alibi. Was ihnen zum Verhängnis wurde: Sie haben das Fotoalbum der Kinder mitgenommen.  Nebst diesem Umstand, den Schulden und dem ganze Drumherum der Tat, haben sich für die Polizei die Zusammenhänge ergeben.

Anhand der Schilderungen des Ehepaares hat die Polizei die Konstruktion nachgebaut. Sie ist im Museum zu sehen.

Tipp

Wir alle haben heute unzählige elektrische Gerät und Kabel aller Art zuhause, die zu einer Gefahr werden können, wenn sie sich entzünden. Unser Museumsführer gab uns einen Rat: Kauft gute Qualität, nicht Billiggeräte oder Billigkabel. Und installiert Brandmelder in eurer Wohnung. Oftmals werden Brandopfer bewusstlos und merken gar nicht, dass es brennt.

Bild: Pistole Marke Eigenbau, Anleitungen zum Bombenbau

Tresor zuhause

Die ausgestellten Exemplare von Tresoren im Museum waren entweder kalt aufgebrochen worden, mit verschiedenen Messern, oder mit Schneidbrenner, mit Körpergewicht, sogar mit einem Trafo. Winkelschneider kommen am häufigsten zum Einsatz. Deshalb rät unsere Museumsführer: Kauft euren Tresor nicht im Hobbymarkt. Der bietet nur schlechte Qualität, die Tresore sehen schwer aus.

Wichtig ist eine gute Wandung. Die Füllung der Tresore ist oft teils nur aus Sand, manche haben Steinwolle, das brennt zwar nicht. Die guten Tresore haben aber eine Wandung aus Betongemisch. Die Verriegelung sollte von allen vier Seiten ausgehen, das Scharnier innen liegen. Außerdem sollte der Tresor verankert sein, damit man ihn nicht einfach abtransportieren kann.

Virtueller Tatort

Die dreidimensionale Erfassung eines Tatorts gehört schon seit ein paar Jahren zum Berner Polizeialltag. Schon seit längerem werden Tatorte digital mit verschiedenen Scannern vermessen. Mehr zu diesem Thema konnten unsere Gruppe nicht mehr erfahren, denn die nächste Führung stand an.

Bild: Mit einer VR-Brille können Spezialisten und Zeugen einen Tatort virtuell besichtigen.

weihnächtliches Potpourri

Weihnachtszeit – Zeit einander Freude zu bereiten. Mit diesem Beitrag schenke ich dir ein paar Tipps für dein Festtagsessen und als Nachspeise eine Portion Lesefreude.

Rezept für Fondue Chinoise Saucen

Fondue Chinoise ist unkompliziert in der Vorbereitung. Ohne Stress und stundenlange Vorbereitung hat man die Mahlzeit im Nu auf dem Tisch. Niemand muss stundenlang in der Küche stehen.

Ich nehme immer Rindsfilet und lasse es vom Metzger in Würfel schneiden.

Bei Fondue Chinoise wird das Fleisch dünn geschnitten. Ich finde, das ist schade um das Fleisch. In Würfel geschnitten hat es viel mehr Geschmack. Und in Bouillon schmeckt es besser als in Öl gebraten wie in Fondue Bourguignon.

Neben dem Fleisch spielen die Saucen die Hauptrolle. Man kann natürlich Döschen mit Fertigsaucen öffnen. Wie viel besser schmecken da doch die selbst gemachten Saucen. Wenn man die Mayonnaise nicht selbst zubereitet, geht das schnell. Wie ich die Saucen zubereite siehst du im Video. Hier noch das Rezept dazu.

Die kräftige Bouillon, in die man das Fleisch eintaucht, kann man mit Rotwein verfeinern. Am Ende kann man die Brühe gemeinsam in einem Schälchen trinken oder für eine Suppe am folgenden Tag verwenden.

Geniesse das Essen gemeinsam mit deiner Familie oder Freunden. Ich wünsche dir schöne Festtage und alles Gute fürs Jahr 2023.

Kochtipps und Weihnachtsgeschichte

Die Idee, in Gesellschaft Fleischhäppchen in eine Bouillon zu tauchen, ist vom asiatischen Feuertopf inspiriert. “Fondue” heisst auf Französisch bekanntlich “geschmolzen”. Zum Glück schmilzt das Fleisch beim Fondue Chinoise nicht.

Meine Weihnachtsgeschichte

Bei uns bringt an Weihnachten das Christkind die Geschenke, nicht der Weihnachtsmann. Meine jüngere Schwester, meine fünf Brüder und ich konnten es jeweils kaum erwarten, dass es Heiligabend wurde, schon wegen den Geschenken und dem guten Essen.

Vor der Bescherung durften wir die Küche nicht verlassen. Brav sassen wir am langen Esstisch in der Küche. Mama schloss die Küchentür und war danach eifrig damit beschäftigt, das Dessert zuzubereiten. Wir Kinder spielten Eile mit Weile. Es ging also ziemlich laut zu und her in der warmen Küche, die noch vom Duft des genossenen Fondue Chinoise erfüllt war.

Das Christkind vor der Tür?

Papas Schritte im Flur hörten wir deshalb nicht. Er wartete natürlich nicht bei der Haustür, um das Christkind zu empfangen. Nein, nein. Das hatte ich mal ausgespäht. Bis er alle Geschenke für uns vom Elternschlafzimmer ins Wohnzimmer getragen hatte, dauerte es eine Weile. Angespannt spitzten wir Kinder die Ohren, um keinen Fall das helle Läuten des Glöckleins jenseits der Küchentür zu verpassen. Das Zeichen, dass das Christkind uns besuchte hatte.

Das war immer der Startschuss für uns. Wir rannten so schnell als möglich ins Wohnzimmer, um einen guten Platz mit Aussicht auf den Geschenktisch zu ergattern. Am Weihnachtsbaum brannten schon die Kerzen, spiegelten sich in den roten Kugeln wider. Uns interessierte nur noch eines: Wer von uns würde das schönste, das teuerste, das grösste Geschenk bekommen?

Weihnachtslieder

Kaum sass mein ältester Bruder auf dem besten Platz, dirigierte ihn Mutter ans Klavier. Die sonore Stimme meines Vaters hob an. Da er gerne bei Operetten auf seinen Schallplatten mitsang, übertönte er unsere Kinderstimmen bei weitem. Wohl oder übel sangen wir mit:

«O Tannenbaum». Ich dachte an die blöden Nadeln, die ich später mühsam vom Spannteppich saugen musste.

Und «O du fröhliche» Ich fühlte mich überhaupt nicht fröhlich, denn ich hatte Bauchkrämpfe, weil ich zu viel und zu schnell gegessen hatte und ich fühlte, dass mir gleich schlecht werden würde.

Endlich das letzte Lied: «Es ist ein Ros entsprungen». Ich habe nie gewusst, was mit ‘Ros’ gemeint war, wahrscheinlich das Jesuskind.

Ich hätte gescheiter nicht von Papas Wein trinken sollen.

Meine älteren Brüder

Der Zweitälteste schloss mit Wucht den Deckel des Klaviers, auf die Finger meines zweitältesten Bruders, die immer noch auf den Tasten klimperten. Ein Wehgeschrei ging los. Vor Schmerz hob mein ältester Bruder den Deckel wieder an, schüttelte die Finger, blies mit dem Mund auf die Stellen, wo es besonders weh tat, ballte dann die Hände zu Fäusten und boxte auf den Bauch seines Peinigers.

Papa zog beide am Ohr und bugsierte sie zur Strafe in ihre Zimmer. Mutter schüttelte besorgt den Kopf, fing aber endlich an, die Pakete auszupacken. An jedem hing ein kleines Kärtchen mit dem Namen des Beschenkten. War ein Paket ausgepackt, glättete sie jedes der Geschenkpapiere sorgfältig, um sie nächstes Jahr wieder zu verwenden.

Gitarre

Ich bekam das grösste Geschenk: Eine Gitarre, von meiner Taufpatin. Ich zupfte ein paar Mal an deren Saiten und lehnte die Gitarre danach ans Sofa. Der jüngste Bruder in Windeln am Hintern und Schnuller im Mund brachte sie bald darauf zum Kippen.

Mir war inzwischen weniger schlecht als befürchtet, aber ich hatte natürlich noch etwas viel Stärkeres als Wein getrunken. Ich hatte Mama am Nachmittag geholfen, die Tanne mit Christbaumkugeln und Kerzen zu schmücken. Unauffällig hatte ich mich bei der Gelegenheit in Papas Spirituosenbar in der Wohnwand bedient und ein Fläschchen in meiner Hosentasche mitgehen lassen.

Wie heisst es so schön? Ein Schnäpschen in Ehren kann niemand verwehren und es helfe bei der Verdauung. Deshalb habe ich beim letzten Toilettengang das Fläschchen bis auf den letzten Tropfen ausgetrunken. Es half tatsächlich. Komisch war nur, ich sah meine Familie mit völlig anderen Augen, in einem viel sanfteren Licht.

Teddybär

Mein Bruder, der nur ein Jahr jünger war als ich, zwinkerte mir ständig zu. Er hatte einen grossen Teddybären von seinem Paten geschenkt bekommen, er hätte aber lieber meine Gitarre gehabt. Leider war er stärker als ich und riss mir meine Gitarre weg. Mir fehlte die Kraft, mich dagegen zu wehren. Ich sann auf Rache. Als er eine Weile nicht hinschaute, nahm ich die Schere vom Salontisch, schnitt eine Saite an zwei Stellen durch und riss sie weg. Mit der Saite erdrosselte ich seinen Teddybären.

Mama sah plötzlich, was los war und verpasste mir eine Ohrfeige. Mein Kopf flog zur Seite. Ich fand das ungerecht. Vor Wut warf ich den Teddybären in Richtung Weihnachtsbaum. Der Kopf des Teddybären fiel ab und landete auf einer brennenden Kerze der Weihnachtstanne, fiel danach auf das Jesuskind und setzte das Stroh in der Krippe in Brand. Oh, du fröhliche!

Gratisbuch

kein Märchen

Überraschung zum Frühstück

Am morgen früh lese ich gewöhnlich die Lokalzeitung Walliser Bote auf dem iPad. Bei einem Artikel auf Seite fünf unten stutzte ich vor ein paar Tagen. Noch nie habe ich etwas ähnliches gelesen: «Walliser dürfen dreimal pro Woche gratis ins Kino» stand da als Titel zu lesen. Ich nahm sofort einen großen Schluck Kaffee und dachte, dass ich schon lange nicht mehr im Kino war. Würde ich jetzt hingehen, wenn es von Dienstag bis Donnerstag gratis war? Wohl kaum, denn für mich ist es wichtiger, dass mir die Story des Films gefällt und natürlich die Schauspielerinnen und Schauspieler.

Unterstützungspaket

Gespannt las ich den Text unter dem Titel, den manche Leute in der Fülle von Nachrichten möglicherweise nicht gelesen haben.  «Das Buch- und Verlagswesen, die Kinos und die visuellen Künste im Wallis erholen sich nur langsam von der Corona-Krise. Deshalb hat der Kanton nun ein Unterstützungspaket geschnürt.» Ach so, es geht nicht nur um die Kinos, es geht auch um Bücher. Als Autorin finde ich das schon mal toll. Und wie will der Staat diejenigen unterstützen, die Bücher schreiben? Schenkt er all seinen Staatsangestellten ein Buch zu Weihnachten? Nein, so ist es nicht.

Gratisbuch

Im Text erfahre ich mehr darüber, wie der Kanton Wallis den kleinen unabhängigen Buchhandel unterstützen will. Während einer gewissen Zeit bis zum 24. Dezember bekommt jede Person beim Kauf eines Buches ein zweites von einer Walliser Autorin, eines Walliser Autors geschenkt. Das Gratisbuch kann die Kundschaft aus einer Palette von Büchern auswählen, die vorrätig sind. Damit soll auf die Walliser Literatur aufmerksam gemacht werden und das gesamte Buch- und Verlagswesen im Wallis unterstützt werden. Eine löbliche Absicht. Funktioniert das auch so, wie es sollte? Schwer zu sagen.

Vielleicht entdecken gewisse Kunden erst jetzt, dass es auch eine Walliser Literatur gibt, weil sie bisher nur Bücher gekauft haben, die auf den Schweizer Bestseller-Listen stehen? Falls man die Frage mit ‚Ja‘ beantwortet, wäre ein Ziel des Gratisbuches erreicht.

mit Interviews von Leserinnen und Lesern

Ökonomie

Für mich als Autorin ist es eine zwiespältige Sache. Wenn mehr Leute meine Bücher lesen, hätte ich eine größere Leserschaft als ich ohne diese Maßnahme des Staates. Aber ist dieser Anreiz, Bücher zu kaufen, um eines geschenkt zu bekommen, der richtige Ansatz, um Walliser Autorinnen und Autoren zu unterstützen?

Ich habe Ökonomie studiert. Ökonomisch gesehen sagt ein Preis immer etwas darüber aus, welchen Nutzen sich ein Kunde von einer Sache verspricht. Sein Nutzen entspricht dem Preis, den er für die Sache bereit ist zu zahlen. Sei das Geld und/oder Zeit. Interessiert sich jemand überhaupt nicht für Bücher von Walliser Autorinnen und Autoren, dann ist sein Nutzen gleich null, den ihm ein solches Buch ihm bringt. Wenn ihm das Buch aber geschenkt wird, nimmt er es auf jeden Fall mit. Denn Null Nutzen = Preis Null. Preis und Nutzen entsprechen einander. Ob der Kunde das Buch lesen wird, ist eine andere Frage. Was gratis ist, lässt sich kaum jemand entgehen.

Nichts ist gratis!

Das ist ein Grundsatz aus der Ökonomie. Wenn ein Laden etwas gratis an die Kundschaft abgibt, dann ist das nicht kostenlos. Jemand zahlt im Grunde diese Sache. In einem Geschäft steckt die kostenlose Sache im Preis der begleitenden Sache mit drin, z.B. die kostenlose Einkaufstasche in einem Lebensmittelgeschäft.

Im Beispiel mit dem Gratisbuch ist es nicht so, dass der Kunde dies indirekt über die Preise aller anderen Produkte zahlt. Es ist der Staat, der das Gratisbuch bezahlt. Er vergütet die Bücher den Buchhandlungen zurück. Er finanziert die Maßnahme über die kantonale Covid-Unterstützung. Wer schlussendlich zahlt, ist der Steuerzahler.

Buchhandlungen verschwinden?

 Neben der finanziellen Seite darf man etwas nicht vergessen: Im kleinen Raum Oberwallis hat es nur noch wenige Buchhandlungen und nur einen einzigen Kleinverlag. Wenn diese wegfallen, geben wir einen Teil unserer Identität weg. Bücher werden dann nur noch im Online-Handel gekauft. Ist der Wandel der Zeit in dieser Branche noch aufzuhalten?

Eine Black-Friday-Aktion?

Man hört und liest immer wieder, dass die Aktion des Kantons Wallis eher nach Black-Friday-Ausverkauf aussehe als nach Förderung der Walliser Literaturszene.

Vorläufig ist die Aktion für die Literatur gestoppt, denn es erhob sich heftige Kritik. Der Besitzer der Buchladenkette Payot moniert Ungleichbehandlung, weil die drei Buchhandlungen im Oberwallis zugelassen sind, obwohl sie zur Orell-Füssli-Gruppe gehören.

Fazit: Die Aktion gestaltet sich alles andere als geplant.

Artikel aus dem Walliser Boten vom 23. November 2022

WAdS? Wer???

Was sich hinter der Abkürzung WAdS verbirgt, erfuhr ich zufällig auf einer Fahrt mit dem Zug.

Ich gebe zu, ich hatte bis zu dem Zeitpunkt noch nie etwas von WAdS gehört. Es war eine elegante Frau, die mich auf die WAdS aufmerksam gemacht hat, eine Frau, die ich auf Facebook schon gesehen habe, aber nicht näher kannte. Aber der Reihe nach.

Im Winter 2019 saß ich im selben Abteil wie sie im Zug Richtung Goms, Wir sassen uns gegenüber. Annelies Benelli gegenüber.

Ich wusste, dass sie Kunstschaffende war, ihr Bild, das sie für das Buch gemalt hatte, und ihren Namen hatte ich auf dem Cover von Nicolas Eyers Buch „Hinter den Rändern der Welt“ gesehen.

Annelies hatte an dem Tag Langlaufskis dabei und sie trug einen chicen Langlaufdress. Ich sprach sie an. Das Eis war gebrochen. Sie ist eher eine zurückhaltende Person, die von sich selber sagt, sie sei schüchtern. Und doch kamen wir ins Gespräch. Über ihre Kunst, über meinen ersten Krimi, der damals noch nicht lange in den Buchhandlungen zu kaufen war.

Im Gespräch machte sie mich auf die Vereinigung der Walliser Autorinnen und Autoren deutscher Sprache aufmerksam. Da ich schon einen Kriminalroman geschrieben hätte, solle ich doch dem Verein beitreten. Da würde ich sehr gut reinpassen.

Die Mitglieder würden sich einmal im Monat treffen, um bei einem Glas Wein oder Bier die Kameradschaft zu pflegen. Ich traute mich nicht, bei diesem Stammtisch mitzumachen, war ich doch eine kleine, unbekannte Autorin und kannte kaum jemand vom Verein. Dann kam Corona und der Stammtische war nicht mehr möglich. Meine Chance vertan, dachte ich.

Interview mit dem Co-Präsident der WAdS und mit Annelies Benelli, Autorin

Doch ein Jahr später wurde ich Mitglied der WAdS. An der ersten Versammlung lernte ich ein paar der Autorinnen und Autoren kennen. Zu meiner grossen Freude kannte ich schon zwei Mitglieder. Es waren Christine Bonvin und Eyer Nicolas. Beide hatte ich für meine Blogbeiträge im Vohrjahr interviewt.

Das Interview in Siders mit Christine Bonvin habe ich in drei von meinen Blogbeiträgen eingearbeitet:

– Mordmotive, vom28. Juli 2021,

– Du sollst nicht morden, vom 30. Juni 2021 und

– Warum Buch und Film nicht dasselbe sind, am 18. Juni 2021.

Mit Nicolas Eyer habe ich über zwei Themen geredet. Die Blogbeiträge dazu findest du hier:

  • der erste Satz, vom 13. Mai 2021
  • Sex sells?, vom 23. Mai 2021

Aus dem Walliser Boten vom 25. Oktober:

Bloggerin & visuelle Autorin

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