
Schaust du Krimis oder liest du sie?
Die Leute lieben Krimis. Ein Blick auf die Bücher-Bestsellerlisten bestätigt dies. Insofern verwundert es nicht, dass rund ein Viertel der Fernsehsendungen Kriminalfilme sind, noch vor Komödien, Action- oder Liebesfilmen. Die Sender setzen wie die Buchverlage auf Krimis. Es wird fleissig gestorben. Die Zahl der Morde im Fernsehen übersteigt die realen um ein Vielfaches. Genauso wie diejenigen in Romanen.
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Kriminalfilm oder Kriminalroman?
Was unterscheidet einen Kriminalfilm von einem Kriminalroman? Ein Kulturkämpfer und zwei Krimiautorinnen haben mir auf diese Frage spontan geantwortet. Schau dir das Video dazu an.
Jean-Pierre D’Alpaos
Kulturkämpfer
Christine
Bonvin
Krimiautorin
Regine
Frei
Krimiautorin
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Laufzeit: 5:14
Bilder
Film und Buch haben Gemeinsamkeiten. Beim Film nimmt der Zuschauer die Bilder so wahr, wie sie der Regisseur arrangiert hat, es sind bewegte Bilder. Beim Buch hingegen entstehen die Bilder im Kopf des Lesers. Bei jedem Leser sind sie anders. Bestimmt hast du auch schon einen verfilmten Roman angeschaut und warst enttäuscht.
Ich habe einen Krimi von Donna Leon gelesen. Später sah ich den Fernsehfilm dazu. Von Commissario Brunetti hatte ich mir beim Lesen ein Bild gemacht. Der Darsteller im Film entsprach überhaupt nicht meinem Bild von Brunetti.
Worum geht es in einem Krimi?
Es geht im Film wie im Roman um Kriminalgeschichten. Im Zentrum stehen zweifellos Schuld und Sühne. Es geht um das Böse im Menschen. Um menschliche Abgründe, um das Verderbte. Die Schattenseiten des Lebens. Die Regeln des Alltags sind auf den Kopf gestellt.
Herstellung
Für einen Roman braucht es nicht nur einen Schriftsteller und einen Verlag. Es braucht Lektoren, Korrektoren, die Druckereien usw. Für einen Film braucht es viel mehr Akteure: vom Regisseur, über den Drehbuchautor, die Schauspieler, Kameraleute, bis zum Cutter und viele mehr.
In einem gewissen Sinn ist ein Buchautor Regisseur und Drehbuchautor in einem.
Aufbau
Jeder Film, jeder Roman hat wie jede Geschichte eine Struktur. Sie hat sich – seit es Menschen gibt – bewährt. Sowohl Romane wie Videos arbeiten nach diesem Prinzip.
In einem Krimi setzt ein auslösendes Ereignis die Geschichte in Gang: Der Kommissar und seine Assistentin werden zum Tatort gerufen. Im Höhepunkt findet die entscheidende Auseinandersetzung zwischen dem Kommissar und dem Schurken statt. Im Film sind dann alle Waffen leergeschossen. Im letzten Teil gesteht der Täter. Er wird überführt.
Tempo
Durch die Sozialen Medien werden wir zur immer schnelleren Aufnahme von Eindrücken erzogen. Das zunehmende Tempo von Filmen bezahlen wir mit immer kürzeren Aufmerksamkeitsspannen. Ein Kriminalroman verlangt im Gegensatz dazu eine viel längere Aufmerksamkeit des Lesers.
Harte Schnitte – übergangslose Übergänge
Die Filmemacher haben den Zuschauern den harten Schnitt antrainiert. Dem tragen Krimiautoren längst Rechnung, wenn sie den übergangslosen Übergang wählen. Damit legen sie ein hohes Tempo vor und vermeiden beispielsweise langweilige Autofahrten vom Tatort zum Polizeiposten. Der Leser füllt die Leerstellen selbst.
Deine Meinung ist gefragt
Was meinst du zu diesem Thema? Ich bin gespannt, was du darüber denkst.