Fiktion oder Fakten?

Wie weit muss ein Kriminalroman die Wirklichkeit abbilden? Geht es auch ohne Fakten? Sind Recherchen nötig?

Was braucht es für einen Krimi: Fiktion oder Fakten?

Ein Krimi muss beides haben, er muss eine gute und überzeugende Mischung aus Fiktion und Fakten liefern. Die Fakten müssen bis ins Details stimmen. Oft ist Spezialwissen für den jeweiligen Kriminalfall notwendig. Weil ein Krimi vom Milieu geprägt wird, braucht es ausserdem eine Menge Hintergrundwissen.

Die Polizei- und Ermittlungsarbeit muss realistisch sein. Zu realistisch darf es aber auch wieder nicht sein. Denn sonst ist die Geschichte nicht spannend. Kriminalfälle werden zum Beispiel nicht in wenigen Tagen gelöst. Man darf von der Realität aber nur dann abweichen, wenn es einen guten Grund gibt. Zum Beispiel ist das Ergebnis einer DNA-Analyse nicht schon nach zwei, drei Tagen da. In Wirklicht bekommt man das erst nach zirka zwei Wochen. Für den Spannungsbogen eines Krimis ist das eindeutig zu lang.

Polizeiarbeit

Für die Polizeiarbeit geht es nicht ohne persönlichen Kontakte zu. Die Arbeit ist komplex und erfordert viel Erfahrung. Für mich als Berufsschullehrerin, die Wirtschaft unterrichtet hat, wäre es undenkbar, dass in meinen Krimis ein Kommissar namens Steinalper vorkommt, ohne dass ich eine Ahnung bekommen habe, wie er in meinen Kriminalfällen vorgehen soll. Ich würde liebend gern, mal in einem Kommissariat arbeiten, um den Alltag der Polizisten zu kennen. Aber das gehe leider nicht, sagte man mir vor gut drei Jahren, als ich angefragt habe. Zum Glück lernte ich einen echten Kommissar kennen, der mich unterstützt, wenn ich Fragen habe zu konkreten Ermittlungen.

Medizin

Immer wieder stosse ich an meine Grenzen, wenn es um medizinische Fragen geht, die es bei einem Kriminalfall immer gibt Wertvolle Inputs gaben mir ein paar Fachbücher zur Rechtsmedizin. Wenn es sehr konkret wird, wie in meinem dritten oder vierten Krimi durfte ich zwei Medizinerinnen meine Fragen stellen.

Fachwissen

Für Spezialgebiete finde ich immer wieder Fachleute, die ich ansprechen kann und die sich Zeit nehmen, um meine Fragen zu beantworten. In meinem zweiten Krimi brauchte ich Kenntnisse übers Tauchen, da die erste Leiche im Gebirgssee auf der Bettmeralp gefunden wird. Der Tote war mit einem Wolfsfell bedeckt. Deshalb brauchte ich Kenntnisse zur Wolfproblematik. Ein Wildhüter gab mir gerne Auskunft. Am wichtigsten für den zweiten Band «Der Tote im Wolfspelz» waren die Informationen über die Verbindungsbahn zwischen den Tourismusstationen Riederalp und Belalp.

Am Schluss des zweiten Krimis stehen die Namen meiner Informanten. Im vierten Krimi habe ich darauf verzichtet. Es waren zu viele und ich wollte ihre Persönlichkeitsrechte schützen.

Der perfekte Mord

Informationen zu einem ganz speziellen Fachgebiet brauchte ich für meinen dritten Krimi «Die Vergeltung des Engels». Die Mordanschläge sollten nahezu perfekt sein: Eine Tatwaffe auf Distanz ohne Spuren zu hinterlassen: Sprengstoff! Ich führte Interviews mit einem Sprengstoffmeister und einem Informanten aus der einzigen Sprengstofffabrik, die es in der Schweiz in Gamsen gibt.

Medium

Im dritten Krimi geht es auch um spirituelle Medien.  Da ich noch nie eine Séance bei einem Medium erlebt habe, wusste ich nicht sehr viel darüber. Zu diesem Themenbereich habe ich ein praktizierendes Medium befragt und als Gegenpol einen Fachmann, der diese Branche sehr gut kennt und ihren Angeboten äusserst kritisch gegenübersteht.

Vor Ort

Meine Krimis spielen alle an Orten, die ich und die die meisten meiner Leserinnen und Leser kennen. Und trotzdem brauchte es eine Recherche vor Ort. Gerade wenn man den Ort immer wieder sieht, schaut man ihn sich nicht mehr richtig an. Es ist mir schon vorgekommen, dass ich durch genaue Betrachtung Details entdeckt habe, die auf den ersten Blick nicht auffallen. 😊

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