Vorlesetag 2023

Schweizer Vorlesetag

Am 24. Mai wird in der ganzen Schweiz vorgelesen – zum sechsten Mal – an vielen Orten und in vielen unterschiedlichen Sprachen. Alle, die Freude am Vorlesen haben, sind eingeladen, Kindern und Jugendlichen vorzulesen und mit einer eigenen Vorleseaktion Lesefreude zu wecken, zu Hause, in der Schule, in der Bibliothek oder sonst wo.

An meinem Wohnort Brig wird zwischen 13.30 Uhr und 16.00 Uhr vorgelesen. In der Mediathek an der Schlossstrasse 30 liest ein Polizist, eine Politikerin, eine Märchenerzählerin und viele andere vor. Für 3- bis 10-Jährige. 

Wallis für Anfänger

Da alle, die Freude am Vorlesen haben, eingeladen sind, mitzumachen, bin ich auch dabei. Meine Vorlese-Zielgruppe ist aber eine ganz andere.

Du gehörst dazu: erwachsen, gebildet, offen für Neues, mit einem breiten Interessenspektrum. Ich mache mit und lese Auszüge aus dem Buch «Das Wallis für Anfänger» von Claudia Schnieper, Mythen, Klischees und sanfte Irritationen – eine Entdeckungsreise.

eine Entdeckungsreise

Das Vorlesen öffnet die Tür in die Welt der Literatur, der Fantasie, der Entdeckung neuen Wissens. Ich nehme dich mit auf eine Entdeckungsreise in meine Heimat, ins Wallis, genauer gesagt ins Oberwallis, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Wir schauen dabei in die Vergangenheit und Gegenwart dieses rauen Landstriches im Süden der Schweiz.

wie ich lesen lernte

Zuerst aber erzähle ich dir, wie ich zum Lesen kam. Meine Mutter brachte es mir mit sechs Jahren bei, bevor ich zur Schule ging; einen Kindergarten in unserem kleinen Bergdorf gab es damals nicht. Mit einem alten Lesebuch, das schon ziemlich lädiert aussah, lernte sie mich lesen. Der erste Buchstabe, den ich lernte, war N und das erste Worte auf der ersten Seite das Wort Nuss. Ich sehe das Bild der Nüsse dazu noch heute vor mir.

die erste Bibliothek

Sobald ich Lesen konnte, fing ich an, alles zu lesen, was ich in die Finger kriegen konnte. An unserem damaligen Wohnort wurde eine kleine Bibliothek eröffnet. Ich war begeistert. Bald war ich dort Stammkundin. Die Bibliothekarin legte mit der Zeit Bücher für mich beiseite, die ich in meinem Alter noch nicht hätte lesen dürfen. Mir öffneten sich ungeahnte Welten, die ich ohne Lektüre nie entdeckt hätte.

Ich war überzeugt, alles, was man gelesen hat, formt den Geist, die eigene Bildung, das Wissen. Ich bin noch heute froh, dass ich zur Leseratte wurde. Keine Ahnung, wie viele Bücher es bis heute waren, die ich gelesen habe. Wahrscheinlich würden sie eine Dorfbibliothek füllen.

Diese unzähligen von mir gelesenen Bücher in meinem Kopf, sie haben mir geholfen, Krimis zu schreiben. Meine Fantasie und Kreativität taten das ihre dazu bei, dass ich Geschichten auf Papier bringen konnte, das heisst über die Tastatur auf meinem Schreibtisch natürlich. Ich bin zur Schreibtischtäterin geworden, begehe Morde, ohne dafür zur Verantwortung gezogen zu werden. Oder wenn, dann nur von Leserinnen und Lesern.

Was ist der Schweizer Vorlesetag?

Initiiert ist der Schweizer Vorlesetag vom Schweizerischen Institut für Kinder- und Jugendmedien SIKJM in Kooperation mit 20 Minuten sowie weiteren Partnerorganisationen. Denn Vorlesen ist die einfachste und wirksamste Form der Leseförderung. Kinder, denen täglich vorgelesen wird, verfügen über einen grösseren Wortschatz und lernen leichter lesen und schreiben als Gleichaltrige ohne Vorleseerfahrung. Sie entwickeln einen positiven Bezug zum Lesen und greifen später mit mehr Freude zu Büchern, Zeitungen oder E-Books und haben somit auch bessere Chancen auf einen erfolgreichen Bildungsweg.

2 Gedanken zu „Vorlesetag 2023“

    1. Genau das denke ich auch. Letztes Jahr habe ich einer neunzigjährigen Frau vorgelesen. Aus ihrem eigenen Leben! Das von einer Journalistin zusammen mit anderen Frauenschicksalen in einem sehr lesenswerten Buch publiziert wurde. Jene Frau war Klosterfrau, Gattin und Lehrerin in einer schwierigen Zeit. Liebe Grüsse Brigitta

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